Die Idee einer 32-Stunden-Woche ist derzeit in aller Munde. Dabei wird oft propagiert, dass man für das gleiche Einkommen weniger arbeiten könnte. Das ist aber eine Traumtänzer-Debatte, denn die wirtschaftlichen und sozialstaatlichen Auswirkungen einer Arbeitszeitverkürzung sind deutlich komplexer.
Der Arbeitskräftemangel wird immer prekärer
Derzeit sind laut Stellenmonitor des Wirtschaftsbundes über 200.000 Stellen in Österreich unbesetzt, davon viele in kritischen Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Sicherheit. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren voraussichtlich verschlimmern: Die Baby Boomer Generation geht in Pension, die Geburtenrate sinkt, bis 2040 könnten ohne Maßnahmen weitere 363.000 Personen in allen Bereichen fehlen. Zahlreiche Unternehmer leiden bereits jetzt unter einer starken Zusatzbelastung durch die fehlenden Arbeitskräfte. Wenn an allen Ecken und Enden Mitarbeiter fehlen, können die Betriebe noch so effizient sein, irgendwann kann nicht mehr produziert werden. Eine Situation, die nachhaltig unseren Wirtschaftsstandort schädigt und sich durch eine Verkürzung der gesetzlichen Arbeitszeit weiter verschlimmern würde.
Es braucht mehr Anreize
Die bisher gesetzten Maßnahmen der Bundesregierung waren ein Schritt in die richtige Richtung, sind aber nicht ausreichend. Die Lösung kann nicht darin bestehen, von einem Land zu träumen, in dem Milch und Honig fließen und in dem alle die Arbeit niederlegen können.
„Es geht auf staatlicher Seite darum, weniger zu belasten und mehr zu entlasten. Frei nach John F. Kennedy sollten wir fragen, was jeder zum Wohlstand beitragen kann und nicht, was man abheben kann“ – WB-Präsident Harald Mahrer
Stattdessen müssen wir Anreize schaffen. Es geht darum, den Menschen mehr Netto vom Brutto zu lassen, wenn sie etwa Überstunden machen oder über das Regelpensionsalter hinaus arbeiten. In Österreich müssen mutige Entscheidungen getroffen werden, damit wir uns als Wirtschaftsstandort behaupten können und im europäischen Vergleich nicht weiter zurückfallen. Über eine 32-Stunden-Woche reden in so einer Situation nur Traumtänzer und Ultra-Populisten, die verweigern zu sehen, wie die Situation ist.