Bis 2040 wird sich der Arbeitsmarkt in Österreich stark verändern. Der Arbeitskräftebedarf steigt, gleichzeitig sinkt die Zahl der Erwerbstätigen. In den nächsten Jahren geht die geburtenstarke Generation der Babyboomer in Pension und weniger geburtenstarke Jahrgänge können die offenen Stellen nicht kompensieren. Schon heute fehlen über 220.000 Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt. Weil Mitarbeiter fehlen, können Unternehmen und Organisationen Aufträge nicht annehmen, Gasthäuser müssen öfter schließen als bisher und das Pflegepersonal stöhnt unter der Belastung.
Soweit der Status quo. Aber wie sieht es 2040 aus? Das hat die Wirtschaftskammer in einer Studie mit Berechnungen der Synthesis Forschung und des WIFO zu Arbeitskräfteangebot erhoben. Das Ergebnis ist beunruhigend: Bis 2040 werden zusätzlich rund 363.000 Stellen in den Betrieben nicht besetzt werden können – wenn nicht gegengesteuert wird. Damit wären wir mit der heutigen Lage bei einem gesamten Arbeitskräftemangel von rund 580.000 bis 2040!
Verschärfter Personalbedarf trifft alle – bis 2040 fehlen 10.000 zusätzliche Lehrer
Der zusätzliche Personalbedarf betrifft alle Bereiche der Wirtschaft, aber auch den öffentlichen Dienst und das Gesundheitswesen. Ausgehend von der jetzigen Struktur am Arbeitsmarkt zeigt sich eine überproportionale Zunahme des Arbeitskräftebedarfs. Maßgeblich ist dabei die demografische Entwicklung. Von den derzeit knapp über 3,9 Millionen unselbstständig Beschäftigten werden bis 2040 österreichweit 1,3 Millionen Personen in die Pension wechseln. Das ist mehr als jeder Dritte (33,9 % der derzeitig Beschäftigten). Nach Branchen hat die Herstellung von Waren bis 2040 die größte Lücke von 59.082 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, gefolgt vom öffentlichen Dienst mit 54.972 und der KFZ-Branche mit 53.083 fehlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Qualitativer und quantitativer Ausbau der Kinderbetreuung
Um dem akuten Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, muss es gelingen, mehr Personen in die Vollzeitbeschäftigung zu bringen. Besondern Frauen arbeiten oft in Teilzeitberufen, weil es an einem passenden ganztägigen Kinderbetreuungsangebot fehlt. Damit es hier zu einer Lösung kommt, braucht es die gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Gemeinden. Denn Arbeit finanziert unseren Sozialstaat: Nur wenn wir die Wertschöpfung im Land erhalten, werden Steuern und Sozialversicherungsabgaben gezahlt, mit denen wir unseren Sozialstaat finanzieren können.
Nichtstun kostet Österreich 9 Prozent des BIPs
Wird die Arbeitskräftelücke nicht geschlossen, entsteht ein wirtschaftlicher Schaden für den gesamten Standort von bis zu 9 Prozent des BIP. Das wären rund 50 Milliarden Euro. Von 2023 bis 2040 entgehen dem Staat und damit uns allen zusätzlich Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge von rund 150 Milliarden Euro. Alle Beteiligten müssen handeln: Bei der Kinderbetreuung, Arbeiten im Alter und qualifizierter Zuwanderung. Andernfalls riskieren wir Österreichs Wohlstand, Sozialstaat und Investitionen in die Zukunft der nächsten Generationen.